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Haus des Staatsrats der DDR, Berlin

Das ehemalige Staatsratsgebäude der DDR von 1964 ist das erste neu errichtete Regierungsgebäude Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg und eine architektonische Sehenswürdigkeit.


Der 'Staatsrat der DDR' war von 1960 bis 1990 das ‚kollektive Staatsoberhaupt‘ der kommunistischen Deutschen Demokratischen Republik. Hier arbeiten als Vorsitzende des Staatsrats: Walter Ulbricht bis 1973, Willi Stoph 1973–1976, Erich Honecker 1976–1989, Egon Krenz vom 24. Oktober 1989 bis zum 6. Dezember 1989 und Manfred Gerlach vom 6. Dezember 1989 bis 5. April 1990. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder nutzte das Haus kurzzeitig als Dienstsitz. Seit 2008 ist das aufwändig restaurierte Gebäude Sitz der ‚European School of Management and Technology‘ (ESMT).


Die Fotos entstanden 2018 und 2022.



Roland Korn und Hans Erich Bogatzky legten mit dem Staatsratsgebäude als Prototyp 1964 den Grundstein für die sogenannte ‚DDR‘- beziehungsweise ‚Ost-Moderne‘. Die Architektur des Gebäudes ist bemerkenswert, da sie genau in die Phase der Abwendung vom sozialistischen Klassizismus (‚sozialistischer Realismus‘) der Stalin-Zeit (siehe Stalin-Allee) hin zur modernen Sachlichkeit der Nach-Stalinzeit fällt. Der Stahlskelett-Bau mit seinem auffälligen Dachgesims und dem - konstruktiv unnötigen - wuchtigen Sockelgeschoss zeigt die Sehnsucht nach einem ‚altem Baukörper‘. Der klassizistische Traum wird damit ein letztes Mal hochgehalten. Innerhalb des Gebäudes überwiegt jedoch die Moderne, sozialistisch politisiert mit Revolutionssymbolik: Das Foyer dominiert ein Glasbild Walter Womackas, welches ‚die Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland‘ sozialistisch-verklärend darstellt. Insofern ist dieser Bau ein Symbol der Zerrissenheit: Kein echter Klassizismus mehr, aber auch noch nicht durchgängig ‚modern‘.


Bemerkenswert: Der Bau nimmt in seiner Fassade das Portal IV des von der SED 1950 gesprengten Stadtschlosses auf. Auf dessen Balkon hatte Karl Liebknecht 1918 die ‚sozialistische Republik Deutschland‘ verkündet. Damit wollte die DDR ein Symbol für die Verwirklichung der Ziele Karl Liebknechts in Form der sozialistischen DDR schaffen. Heute gibt es dieses Portal also doppelt: Einmal am Staatsratsgebäude und einmal (als Replikat) in der wieder aufgebauten Stadtschloss-Fassade.



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