Das ehemalige Zentralflughafen Tempelhof
Der ehemalige Zentralflughafen Berlins ist ein Mythos: Von den Nazis als 'Weltflughafen' erdacht, von Ernst Sagebiel entworfen, von 1936-46 erbaut, aber kriegsbedingt nie fertiggestellt, damals das größte Gebäude der Welt. Erst nach 1945 wird Tempelhof von den USA zum Flughafen ausgebaut, zunächst als Stützpunkt der eigenen Luftwaffe, später auch als ziviler Flughafen in der amerikanischen Zone West-Berlins. 'Mutter aller Flughäfen' nannte Sir Norman Foster den Flughafen wegen seiner modernen Infrastruktur, 2011 als 'Denkmal deutscher Ingenieurskunst' vom Verband Deutscher Ingenieure ausgezeichnet.
1948/49 ist Tempelhof der Ort der ‚Luftbrücke‘. 2008 wird der Flugbetrieb endgültig eingestellt. Fotografiert habe ich dort 2019 und 2021
Geplant war der Flughafen für sechs Millionen Passagiere jährlich; eine unvorstellbare Zahl seinerzeit. Ernst Sagebiel entwarf den Bau im Stil der sogenannten 'Luftwaffenmoderne': Die Vorderfront monumental-nationalsozialistisch, die Rückseite hochmodern. Sein Baustil unterscheidet sich deutlich vom überladenen ‚monumentalen Neoklassizismus‘ eines Albert Speers. Sagebiels Auftraggeber Hermann Göring, dem er direkt unterstellt war, bevorzugte einen eher ‚harten‘ und ‚geradlinigen‘ Baustil, der sich durchgängig in den zahlreichen Bauten der Luftwaffe widerspiegelt. Sagebiel baute für Göring eine Reihe von Gebäuden, darunter das Reichsluftfahrtministerium (heute Finanzministerium) in der Wilhelmstraße.
Während der sowjetischen Hunger-Blockade West-Berlins 1948/49 ist Tempelhof das Hauptdrehkreuz der US-Amerikanisch geführten 'Luftbrücke': Unglaubliche 278.000 Flüge von West-Deutschland nach Berlin, 2,1 Millionen Tonnen Güter, davon 1,4 Millionen Tonnen Kohle, 101 Tote durch Unfälle und Abstürze. Am 11. Mai 1949 gab der russische Diktator Joseph Stalin die Blockade auf. Das freie Berlin war gerettet.
Die drei Streben („Krallen“) des als Bogenansatz nach Westen ausgerichteten Denkmals stehen sinnbildlich für die drei Luftkorridore zwischen West-Berlin und der damaligen Trizone (spätere Bundesrepublik Deutschland). Die Inschrift am Rundsockel lautet: „Sie gaben ihr Leben für die Freiheit Berlins im Dienste der Luftbrücke 1948/1949“. Darunter sind die Dienstgrade und Namen aller bei den Unfällen Verstorbenen verzeichnet.